Was ist eigentlich Yogatherapie 

In den letzten Jahrzehnten hat sich Yoga zu einem Begriff entwickelt, der fast jedem geläufig ist. Diese jahrhundertealte ganzheitlich wirkende Praxis findet immer mehr Anhänger und hat in unserer westlichen Gesellschaft einen festen Platz eingenommen. Im Jahr 2022 praktizierten etwa 3,37 Millionen Menschen in Deutschland Yoga, und es gibt rund 20.000 Yogalehrer allein in Deutschland. Mit der wachsenden Popularität von Yoga wird auch die Yogatherapie immer beliebter – immer mehr Menschen entdecken die heilsamen Vorteile des therapeutischen Yogas. 

Aber was ist Yogatherapie eigentlich und wie unterscheidet sie sich vom regulären Yoga?

In der Tat ist Yogatherapie keine neue Erfindung, sondern hat eine lange Tradition. Yoga ist eine feste Therapieeinheit im Rahmen einer Ayurveda-Behandlung und der Jahrtausende alte Ayurveda ist wiederum ein fester Bestandteil des traditionellen Yoga. Yogatherapie ist also kein neues Produkt auf dem Yogamarkt.

Der Hauptunterschied zwischen regulären Yogaklassen und Yogatherapie liegt im Ansatz und den Zielen der Praxis. Reguläre Yogaklassen möchten Körper, Geist und Seele vereinen und das allgemeine Wohlbefinden steigern. In vielen modernen Yogastunden liegt der Fokus mittlerweile aber leider fast ausschließlich auf der körperlichen Ebene und dem Erreichen einer vorgegebenen Form.

Yogatherapie hingegen ist sehr fein abgestimmtes und angepasstes Yoga, das darauf abzielt vielfältige gesundheitliche Beschwerden zu lindern und Menschen auf ihrer Heilungsreise zu begleiten. Sie wird von ausgebildeten Yogatherapeuten durchgeführt, die ein individuelles Programm für jeden Klienten erstellen, basierend auf seinen körperlichen, emotionalen und mentalen Bedürfnissen. 

In der Ayur – Yogatherapie vereinen wir tiefgreifendes Wissen aus dem Yoga, dem Ayurveda und der Schulmedizin mit den neuesten Erkenntnissen der funktionellen Anatomie und Spiraldynamik®, ergänzt durch die einzigartige Nadi-Muskeltherapie NMT (Faszien-Release Techniken). Hinzu kommt Wissen über die Trauma sensible Begleitung und feine Energiearbeit. Ziel ist es, ein umfassendes Verständnis für die Heilung des Körpers und Geistes zu entwickeln und praktisch anzuwenden.

Die Kombination der traditionellen Erfahrungswissenschaften mit den modernen Bewegungswissenschaften ergibt also eine gelungene, fruchtbare Fusion – die moderne Yogatherapie. 

Die Ayur Yogatherapie kann unterstützen bei der Gesundung von

  • strukturelle Beschwerden wie z.B. Rücken-, Schulter-, Nacken- oder Knieschmerzen
  • Stress- und Burnout, Depressionen und Lebenskrisen
  • Herz-Kreislauf Störungen, Blutdruckanomalien, Asthma und Atemwegserkrankungen
  • Schlafstörungen, Suchtthematiken und Ängste
  • Psychische und psychosomatische Herausforderungen
  • Chronischen – und Autoimmunerkrankungen 


Eine Ayur-Yogatherapie Ausbildung setzt genau da an, wo eine Yogalehrerausbildung in den meisten Fällen endet. Wenn Du den Wunsch hast, anatomisch fundiertes Yoga zu unterrichten und damit Menschen im Gruppenunterricht optimaler betreuen zu können und darüber hinaus auch Yoga-Einzelunterricht, Yoga Personal Training, Yoga Coaching usw. anbieten möchtest, dann liegst Du mit einer guten Yogatherapie-Ausbildung genau richtig. 

Die Selbsterfahrung ist ein wesentlicher Bestandteil der Ausbildung. Das Verständnis der Bewegungs-Anatomie, das Wissen von traumasensibler Begleitung, von Pranayama und Meditation, das selbst tief gespürt und „verdaut“ wird kann dann verkörpert werden. Was wir selbst erfahren haben, das lebt in uns und kann somit andere tief berühren und bewegen. 

Wir versuchen in der Yoga-Therapie zu erkennen, welche Ursachen zu den Beschwerden geführt haben. Zum Beispiel können die Ursachen von Rückenschmerzen sehr vielfältig sein, sie können durch muskuläre Verspannungen, statische Fehlstellungen, organische Ausstrahlungen oder psychische Belastungen wie Stress, Existenzängste oder unterdrückte Gefühle hervorgerufen werden.

Hier kann die Yogatherapie auf folgende traditionelle „Hilfsmittel“ zurückgreifen, um ein klareres Verständnis von „Ursache und Wirkung“ zu erhalten, das entscheidend ist für eine Gesundung:

Die  Yogasutras von Patanjali über die 5 Kleshas – Die 5 Ursachen die Leid erzeugen: (Unwissenheit, falsch verstandene Identität, Verlangen und Anhaftungen, Hass und Abneigung oder Widerwille sowie Ängste und Sorgen). 

Das Verständnis des Ayurveda über die 3 Doshas oder die 3 Bioenergien, die in allen existierenden Dingen, also auch in unserem Körper und Geist, in unterschiedlichen Verhältnissen gegenwärtig sind (Vata das Luftelement, Pitta das Feuerelement und Kapha das Erdelement). 

Die 3 Gunas – die alles durchdringenden Grundenergien (Tama-Guna –  die träge-schwere-dunkle Energie, Raja-Guna – die leidenschaftliche-bewegende-dynamische, Satva-Guna – die leichte, lichte, klare Energie in Körper und Geist). 

Mit diesem traditionellen Wissen haben wir als Yogatherapeuten die Möglichkeit, durch gezieltes Anleiten von Asana (Yogaübungen), Pranayama (Atemübungen), sowie durch Meditation und Kontemplation, die positiven Elemente im Leben unserer Klienten zu entdecken, deren Förderung zu unterstützen und die für eine Gesundung hinderlichen zu erkennen. Wir erarbeiten dann gemeinsam eine praktische Strategie, mit der wir Körper und Geist wieder in ein Gleichgewicht bringen. 

Durch ein zusätzliches klares Verständnis der modernen Bewegungsanatomie, wie z.B. der Funktion von Muskelketten, dem spiraldynamischen Verständnis von „Polspannung“, Elongationsprinzip, dem Aktivieren von Impulszentren und dem Spiralprinzip generell, lernen wir gezielt strukturelle Fehlhaltungen zu entdecken, diese zu analysieren und eine wirksame Hilfe zur Selbsthilfe anzubieten. Schon kleine, gezielte Veränderungen im Spannungsausgleich von Muskelketten können enorme Erleichterung verschaffen.

Kommen wir zurück zu unserem obigen Beispiel der Beschwerden im unteren Rücken:

Viele Menschen leiden in unserer heutigen Gesellschaft daran. Einseitige Bewegungsmuster wie einfaches Gehen, Treppensteigen, Fahrradfahren, Joggen und natürlich all unsere vielen sitzenden Tätigkeiten in der Arbeit und im Privatleben führen unweigerlich zu einer Verkürzung bestimmter Muskeln, wie die vordere und hintere Oberschenkel-, Hüftbeuger- und Bauchmuskulatur. 

Diese verkürzten Muskeln sind in sogenannte Muskelketten integriert, die durch diese Verkürzung ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen werden. Die „Gegenspieler“ dieser Muskeln und Muskelketten wie z.B. der große Gesäßmuskel, Rückenstrecker, u.a. müssen nun enorme Arbeit leisten, damit sich der Körper aufrecht und einigermaßen im Gleichgewicht halten kann. 

Diese Muskeln werden mit der Zeit in diesem ungesunden Haltungsmuster überfordert, ihre Faszien verkleben in der „Verkürzung“, und sie melden sich mit dem Warnsignal „Schmerz“.  Aber nicht nur statische Fehlhaltungen, auch Langzeitstress, Arbeitsdruck, hohe emotionale Belastungen aus Beruf und Beziehungen belasten den unteren Rücken. 

In der Ayur-Yogatherapie lernen wir diese Fehlhaltungen und Muster zu erkennen, zu analysieren und dafür die entsprechenden Yoga- und Atemübungen anzuleiten, die hier wieder Ausgleich schaffen können. Auch lernen wir, wie wir mit einer „Faszien-Release Methode“, der sogenannten „Nadi-Muskeltherapie“ in kurzer Zeit Erleichterung bei Schmerzen oder Beschwerden durch Faszienverklebungen und die dadurch entstandenen ungleichen Spannungsverhältnissen im Körper schaffen können. Wir vermitteln den Klienten*Innen wertvolle Tipps für eine gesunde, dynamische Sitz-, Geh-, und Stehhaltung, damit sie sich auch in ihrem Alltag langfristig gesund bewegen und Yoga in ihren Alltag integrieren lernen. 

Im Folgenden haben wir Dir einige einfache Yogaübungen aus der Ayur-Yogatherapie zusammengestellt, die zum Ausgleich dieser unausgewogenen Muskelspannungen und einer Entlastung der Lendenwirbelsäule bei Lumbalgie führen können.

Wiederhole jede Ein/Ausatemsequenz gerne langsam und bewusst 3 – 10 Mal und wechsle nach jeder Übung die Seiten. Ein wichtiges Prinzip im Ayur Yoga ist; „Der Atem führt die Bewegung“



Wirkungen und Ziele des folgenden Ayur-Yoga Übungsprogramms zum Thema „Lumbalgie“:

• Mobilisierung der Hüft- und Iliosakralgelenke
• Entspannung der geraden und schrägen Bauchmuskulatur// Kräftigung der tiefliegenden Bauchmuskulatur
• Verspannungen der tiefliegenden und seitlichen Gesäßmuskeln lösen
• Hüft- und Rückenstreckerdehnung// Hüftbeuger- und Oberschenkeldehnung
• Gesunde Aufrichtung des Beckens und der Wirbelsäule
• Erkenntnisse über Belastungen und existenzielle Ängste
• Geistige Ausrichtung auf Sicherheit und Vertrauen

EA = Einatmen , AA = Ausatmen, WS = Wirbelsäule.

Kurze Anleitung und Wirkungen dieser Übungen:

Übung Nr. 1
Während Du das Kreuzbein in den Boden schiebst wird bei der EA die ganze rechtsseitige Beinrückseite und untere Rückenmuskulatur gedehnt. Die Mitte mit dem tiefen Bauchmuskel und die vordere Oberschenkelmuskulatur wird gekräftigt. Mobilisierend wirkt sie auf Hüft- und Schultergelenke.

Übung Nr. 2. 
In der AA wird die rechtsseitige Gesäß- und untere Rückenmuskulatur gedehnt. Zusätzlich die vordere Beinmuskulatur. Wirkt weitend auf Schulter und Brustbereich.

Übung Nr. 3
Bei „EA“, atmen wir tief in den in den Unterbauch, pressen das Kreuzbein in die Matte und den rechten Fuß in den linken Oberschenkel. Damit kräftigen wir den tiefen Bauch- und die tiefliegenden Gesäßmuskeln wie den M. pirifomis. 
Bei „AA“ ziehen wir das rechte Knie Richtung rechter Schulter, indem wir weiterhin das Kreuzbein in den Boden pressen. Wir dehnen damit die tiefliegende und oberflächliche Gesäßmuskulatur.

Übung Nr. 4 
Der EA fließt tief in den Bauch, wir schieben über den tiefen Bauchmuskel das Kreuzbein und den unteren Rücken in die Matte und das Knie kraftvoll in die Handfläche. Beim AA entspannen wir bewusst im Bauch, unteren Rücken und Hüftbeuger. Kräftigung der tiefliegenden Bauchmuskulatur; Länge und Entspannung der LendenWS.

Übung 5/6
EA – neutrale Beckenaufrichtung, Länge in der WS. AA – Nabel und Bauchdecke tief nach innen saugen, Kinn Richtung Brustbein schieben, während die Schultern weit bleiben. Mobilisierung der Lenden- und BrustWS und Dehnung von Gesäß- und Rückenmuskulatur.

Übung 7/8
Ausfallschritt mit dem linken Bein nach vorne u rechtes hinteres Knie auf einen Block (gerne mit Decke gepolstert). Mit einem neutral aufgerichteten Becken die rechte Hüfte in eine angenehme Dehnung schieben und dann den linken Fuß senkrecht unters linke Kniegelenk stellen. EA mit aktivem Beckenboden durch die WS in den Scheitel atmen mit dem AA über das rechte Gesäß tiefer in eine Dehnung schieben. Dadurch entsteht eine rechte Hüftbeuger- und Quadriceps Dehnung, damit Entlastung des unteren Rückens und Aufrichtung und Kräftigung der WS. 

Übung 9/10
Leichte Einbeugung der Knie, Tonus im Bauchmuskel, Tiefe EA in den Bauch, dabei Länge im unteren Rücken schaffen. Während die Schultern weit bleiben, fließen die Sitzbeinhöcker zurück und die Fingerspitzen nach vorne. Mit der AA Knie tiefer beugen, Gesäß nach hinten unten in eine halbe Hocke schieben, während der Bauch aktiv und der untere Rücken lang bleibt. Dehnung von Gesäß und Beinrückseiten, Streckung und Entlastung der LendenWS, 
Kräftigung von Gesäß-, Bauch- und Rücken- Brustmuskeln.

Übung 11/12
Ausfallschritt mit linkem Fuß zurück. Finde Deine optimale Schrittlänge und Breite für eine neutrale Beckenauf- und Ausrichtung. Mit dem EA mit dem linken Sitzbeinhöcker in die linke Ferse fließen und aus der Kraft des Beckenbodens in den Scheitel atmen während sich die Arme mit weiten Schultern nach oben bewegen. AA Arme tief, bewusst mit dem linken Gesäß nach vorne in eine Dehnung schieben. Dehnung der linken vorderen Bein- und Hüftmuskulatur und, Kräftigung der rechten Gesäß-, Beckenboden-, Oberschenkelmuskeln, sowie der Bauch- und Rückenstrecker. Dehnung der Bauch- und Brustmuskulatur.

Übung 13/14
Füße parallel in hüftgelenksweitem Stand, Becken neutral aufgerichtet, Tonus im tiefen Bauchmuskel und Beckenboden. Den Block mit den Handflächen zusammenschieben während Du die Arme über Kopf führst. Bleibe in der Mitte stabil und in den Schultern weit. So hebst und senkst Du die Arme mit dem EA und AA. 

Streckung und Kräftigung der Wirbelsäule. Dehnung der Brustmuskulatur, Kräftigung der Bauch- und Schultermuskeln.

Übung 15 (Reflexion & Geistige Ausrichtung)
Nachspüren, Innehalten, Weite und Entspannung in den unteren Rücken atmen. Dabei den AA sanft verlängern. Reflektiere über die Ursachen Deiner Verspannung und frage Dich wonach Dein Rücken sich sehnt. Lausche der Stille und den aufsteigenden Antworten. 



Im Ayur Yoga gibt es viele unterschiedliche Variationen dieser Übungen, die gezielt an die Möglichkeiten und Bedürfnisse des Klienten angepasst werden können. Die Intensität der Übungen können wir entsprechend steigern, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen.

In der Yogatherapie geht es also nicht in erster Linie um die Form, sondern um eine bestimmte Wirkung der Yogaübung. 

Leider messen viele Yoga-lehrende wie auch –Übende ihren „Erfolg“ im Yoga am Schwierigkeitsgrad einer Yogaübung, die sie gerade mit viel Ehrgeiz „gemeistert“ haben. Menschen, die in dieser Haltung Yoga üben, geben ihrem Körper weder den nötigen Raum noch die Zeit, sich in angemessener Geschwindigkeit zu entwickeln. 

Der wirkliche „Erfolg“ im Yoga liegt jedoch in der Entwicklung von Bewusstsein, Selbstliebe, Verantwortung und Hingabe. Es liegt im Gewahr-werden der Feinheiten, in der Dynamik der Bewegung, der Integration des bewussten Atems in diese Bewegung sowie der Achtsamkeit, mit der ich meinen Geist und mein Prana (Lebensenergie) zu lenken vermag. 

Hast Du Lust mehr zu erfahren? Dann kontaktiere uns gerne unter office@yoga-kraft.de oder schau auf unserer Website: www.yoga-kraftquelle.de. Du findest uns auch auf den sozialen Medien unter Ayur Yogatherapie Deutschland.  

Im Mai 2024 beginnt die nächste 2 jährige Ayur Yogatherapieausbildung  im Seminarhaus Sampurna. Möchtest Du dabei sein? Dann schreib uns gerne ein paar Zeilen über Dich und Deinen Yogaweg an office@yoga-kraft.de

Vielen Dank für Dein Interesse, 

Herzlich, 
Christoph Kraft & Surya Maud Drogi 


Hallo, wir sind Christoph und Surya – Liebende und Gefährten auf dem inneren Weg. Gemeinsam bringen wir eine Fülle an Aus- und Fortbildungen mit, gepaart mit über 50 Jahren geteilter Erfahrung in Yoga und Yogatherapie, Meditation, Coaching und Persönlichkeitsentwicklung. Unsere Expertise liegt in der Ausbildung von ganzheitlich kompetenten YogatherapeutInnen. Dazu vermitteln wir umfassendes Wissen in funktioneller Anatomie, Faszienarbeit, traumasensibler Begleitung, energetischer Arbeit und Meditation.

Unsere Leidenschaft ist Dich auf Deiner Reise in ein ganzheitliches Yogaverständnis zu begleiten. Neben dem fundierten anatomischen und energetischen Wissen öffnen wir den Raum für tiefgreifende Selbsterfahrung und die Verfeinerung Deiner Wahrnehmung. Unsere Vision ist es eine neue Generation von therapeutisch wirkenden Yoga-Lehrern zu inspirieren, zu begleiten und mit einem umfassenden Verständnis für Körper, Geist und Energie auszustatten. Mehr Informationen findest Du auf  www.yoga-kraftquelle.de .

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