Stille Nacht – heilige Nacht

Warum feierst du Weihnachten?

Ich war erschrocken, als ich letztens einen Schuljungen, 10 Jahre alt, fragte, warum wir Weihnachten feiern. Du wirst überrascht sein, was er mir antwortete:

„Wegen der Geschenke… und ja, wegen der Familie und so“

Ich war schockiert. Haben wir den Bezug zu Weihnachten verloren?

Ist dieses spirituelle Fest zu einem Familien-Event verkommen?

Ich möchte dies einmal zum Anlass nehmen, darüber zu schreiben, was Weihnachten für mich bedeutet. Wir feiern die Geburt des Jesus-Kindes. Wir erinnern uns daran, dass in dieser Heiligen Nacht (ob es nun genau diese war, darüber kann man noch spekulieren) das göttliche Kind geboren wurde.

Es gibt Menschen, die glauben, dass Jesus die Manifestation eines Archetypus war, der in der indischen Mythologie auch als „Ganesha“ bekannt ist. Demzufolge hat er seinen Weg auf die Erde gesucht, um sich durch eine unbefleckte Empfängnis als Jesus Christus zu verkörperlichen, damit er uns Menschen eine Botschaft von seinem Heiligen Vater überbringen kann.

Seine Mutter Maria, auch ein Archetypus, die inkarnierte Form der weiblichen Kraft des Universums, hat ihn dabei unterstützt. Die drei Weisen verkörpern in dieser Weltanschauung die 3 Kräfte Brahma, Shiva und Vishnu. Sie haben ihn aufgesucht, um ihm ihre Unterstützung und ihre Kräfte anzubieten.

Durch die Vereinigung der Kräfte von Shakti, Brahma, Shiva, Vishnu wurde er zur kraftvollsten Inkarnation, die unsere Erde bisher betreten hat.

Warum hat er aber nun einen Schreiner als Vater und einen einfachen Stall als Geburtsort ausgewählt? Dies ist für mich eine der zentralen Botschaften der Lehre Christ, die er bereits zur Stunde seiner Geburt sendet.

Eine spirituelle Persönlichkeit benötigt keinen Pomp, Palast, Reichtum, Ruhm, Anerkennung. Die Kraft wirkt aus sich selbst heraus und durch die Person hindurch, ohne dass sie irgendeiner äußeren Form bedarf. Im Gegenteil, äußerer Reichtum lenkt vom inneren Reichtum ab.

Durch die Geburt im Stall signalisiert uns Jesus, dass Armut kein Hindernis ist. Bescheidenheit ist Tugend. Die Reinheit des Herzens ist wichtiger als die Reinheit des Ortes. Vielleicht wollte er uns auch zeigen, dass die Tiere unschuldig und rein sind und hat deshalb diesen Ort, fernab der Städte und Menschen, gewählt.

Der Zimmermann als Vater sagt uns: „Hey, es spielt keine Rolle aus welcher Familie du kommst, welchen Status du in der Gesellschaft hast.“ Vielleicht ist es auch ein Hinweis darauf, dass Gott sich freut, wenn wir mit unseren Händen etwas erschaffen.

Schauen wir, wie viele Menschen heute unproduktiv sind. Es wird in vielen Fällen nur Papier produziert oder fiktive Zahlen hin und her geschoben. Für die universelle Seele hat all die wichtige Arbeit, die wir tun, keine Bedeutung. Nur da, wo Energie von Mensch zu Mensch oder von Menschen in Materie fließt, ist die universelle Seele beteiligt und erfreut. Mit unseren Maschinen produzieren wir lauter seelenloses „Zeug“. Es wäre bestimmt besser, mehr handgefertigte Produkte zu kaufen…

In seinem späteren Leben reitet Jesus auf dem Esel. Der Esel als Vahana (Reittier einer Gottheit; Hinduismus) kein exklusiver Araber-Hengst oder Elefant! Nein, es war ein einfacher Esel. Es hat ihm nichts bedeutet, er liebt alle Geschöpfe dieser Welt und hat den Esel auserwählt als seinen Diener. Sein Reittier. Esel sind im Verhältnis zu ihrer Größe sehr kräftige und beständige Tiere. Jahrtausende haben sie uns Menschen gedient und unsere Lasten getragen. Ertragen, ohne sich zu beschweren.

Die Botschaft der Demut und Bescheidenheit.

Unsere modernen Reittiere, die Autos sind unsere Status-Symbole. Wer hat nicht schon einmal einen Menschen beurteilt oder verurteilt aufgrund seines Fahrzeugs? Es gibt eine ungeschriebene Rangordnung in Konzernen, die sich an den Fahrzeugmodellen der Firmenwagen widerspiegelt. Der neuste Trend sind jetzt die E-Autos. Der Renner sind die flotten Tesla. Als Besitzer eines Tesla kann man sich gleich zwei Mäntel umhängen: den des Ökos, der ja so toll auf die Umwelt achtet und den des Upperclass-Members, der sich etwas leisten kann ….

Wir schweifen ab. Jesus ganzes Leben ist gespickt mit Hinweisen auf Bescheidenheit, Vergebung und Demut. An verschiedener Stelle in der Bibel heißt es:

„Ein Kamel käme immer noch leichter durch ein Nadelöhr als ein Reicher in den Himmel.“ Man findet den Satz in drei Evangelien (Mk 10,25, Mt 19,24, Lk 18,25)

Wie verstehen wir diese Aussage? Sogar seine Jünger sind verwirrt und fragen Jesus: “Wer kann dann noch gerettet werden?” Darauf sagt Jesus den entscheidenden Satz: “Für Menschen ist das unmöglich, aber nicht für Gott; denn für Gott ist alles möglich.” D.h. Gott kann, wenn er will, ein Kamel durch ein Nadelöhr bringen, aber er wird keine Menschen durch das Tor lassen, die noch am Besitz hängen. Jesus fordert immer wieder auf, den Besitz hinter sich zu lassen, wenn man ihm folgen möchte. Deshalb ist es logisch, dass er selbst nichts besitzt und uns vorlebt, dass man Großes schaffen kann, auch ohne Geld und Besitz.

Meine eigene Interpretation ist an dieser Stelle, dass wir uns innerlich lösen dürfen von unseren Verhaftungen an materiellen Gütern. Es geht nicht darum, alles zu verschenken. Es geht darum, nicht davon abhängig zu sein, es brauchen zu müssen, es jederzeit gehen zu lassen, wenn es nicht mehr dienlich ist. Erst dann können wir Jesus in das Reich Gottes folgen. Wer noch an seinem Haus, seiner Familie, seinem Auto hängt, wird nicht durch das Tor, das „Nadelöhr“, gehen.

Wie kann eine solche Persönlichkeit wollen, dass wir aus seinem Geburtsfest ein Konsumfest machen? Anhalten, Innenschau betreiben, Besinnlichkeit, Liebe verbreiten, Vergeben. Das sind die Dinge, von denen ich glaube, dass sie Jesus an seinem Gedenktag erfreuen.

Wer kennt es nicht nach den Werten der Geschenke, die man zu Weihnachten macht, beurteilt zu werden? Ich rede hier nicht von dem ideellen Wert der Geschenke, sondern von dem monetären. Kein Gott dieses Universums hätte gewollt, dass wir an seinem Ehrentag so viel Plastik verschenken und Müll produzieren.

Entscheidend ist, wie viel Energie, Zeit und Liebe hast du in das Geschenk investiert. Gute Geschenke sind die, die du selbst produziert, gebastelt hast… Die besten Geschenke sind aber die Geschenke des Herzens. Besuche jemandem, dem du nicht verzeihen kannst, um Vergebung zu üben. Sorge dich um jemanden, der niemanden hat, der sich um ihn kümmert und übe die Nächstenliebe. Gehe in einen Stall und feiere die Heilige Nacht mit den Tieren, anstatt in einem Luxushotel und übe die Bescheidenheit. Ich glaube, dass Jesus sich über diese Art der Geschenke am meisten freut, da du ihm damit zeigst, dass du seine Botschaft verstanden hast.

An anderer Stelle verprügelt Jesus die Kaufleute, die ihre Verkaufsstände vor dem Tempel aufgebaut haben, um die Gläubigen zum Konsum zu verführen. Jesus möchte, dass wir unsere Aufmerksamkeit reinhalten und bei uns, bei unserem Selbst, bleiben nach der Meditation, nach dem Gebet.

Wer seine Aufmerksamkeit auf Geld, Geschäft, Karriere hat, kann nicht auf dem Pfad des Glaubens wandeln. Reflektiere an Weihnachten, finde heraus, wo du selbst noch der „Reiche“ bist, der nicht in den Himmel aufsteigen kann? Überlege dir, wie du dein Leben umgestalten kannst, damit du Jesus gerecht wirst. Lege ihm deine guten Absichten am Heiligen Abend zu Füßen und erbitte Erlösung.

Bitte vergiss auch nicht, dass Jesus uns Menschen das allergrößte Geschenk gemacht hat, was man machen kann. Er hat uns sein Leben geschenkt. Er hat sich geopfert, damit wir gerettet werden können. Als Sohn Gottes hätte er alles machen können, um dieses Schicksal abzuwenden. Aber er wollte uns dieses Geschenk machen. Er wollte alle unsere Verfehlungen und Sünden auf sich nehmen, damit wir befreit werden und ihm in sein Himmelreich folgen können.

Welches Geschenk möchtest du Jesus machen?

Ich wünsche dir ein erfülltes und besinnliches Weihnachtsfest.

Dein Sven-Oliver

www.nirmalayoga.de

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