Die Verbindung von YOGA & KREBS

Wie kann Yoga bei Krebs helfen?

Seit dem Jahr 2021 wird Yoga offiziell als begleitendes Verfahren in der Krebstherapie empfohlen. Doch was genau ist mit Yoga möglich, was müssen Yogalehrende wissen und wie finden Menschen mit einer Krebserfahrung das richtige Angebot?

Wer regelmäßig Yoga praktiziert, weiß, welche Kraft in dieser alten indischen Philosophie und ganzheitlichen Gesundheitslehre steckt. Yoga lässt uns zur Ruhe kommen, ermöglicht es uns die Verbindung zwischen Körper, Geist und Seele zu spüren und macht körperlich stärker und beweglicher.

Viele Menschen finden zuerst über die positiven körperlichen Wirkungen zum Yoga. Und viele spüren sehr schnell: Dies ist viel mehr als nur Bewegung! Es passiert auch tief in uns etwas, unsere Wahrnehmung wird feiner, wir nehmen Dinge bewusster wahr und können am Ende der Yogastunde tiefen inneren Frieden empfinden.

Doch wie genau kann Yoga uns helfen, wenn wir mitten in einer Krise stecken oder gar bei einer schweren Erkrankung wie Krebs?

Statistisch gesehen erhält heute jeder Zweite im Laufe seines Lebens eine Krebsdiagnose. Die gute Nachricht ist, dass fast 70% ihre Erkrankung überstehen. Der Weg durch die Erkrankung und auch die Zeit danach sind jedoch oft nicht leicht.

Eine Krebserkrankung stellt – wie jede Lebenskrise – das ganze Leben auf den Kopf. Nichts ist mehr so wie es war. Ängste und Sorgen begleiten den Alltag, das Gedankenkarrussel dreht sich unentwegt und die meisten spüren ein Gefühl von Ohnmacht und Hilflosigkeit im nun eher fremdbestimmten Tagesablauf. 

Medizinische Therapien wie Operationen, Bestrahlung und Chemotherapie bringen oft zusätzliche Nebenwirkungen mit sich, die oft sehr lange anhalten können.

Nebenwirkungen lindern

Durch Operationen, längere Zeiten ohne Bewegung und Ängste wird der Körper fest und unbeweglich. Yoga kann den Körper auf sehr sanfte Weise wieder beweglich machen. Richtig angeleitet kann jedem durch sanfte Bewegungen, tiefes Loslassen und gezielten Einsatz vieler Hilfsmittel wie Blöcke, Kissen und Decken eine körperliche Yogapraxis ermöglicht werden. Die unterschiedlichen OP-Methoden sollten hierbei berücksichtigt werden.

Doch die Möglichkeiten gehen noch weit darüber hinaus: Yogasequenzen können gezielt so erstellt werden, dass sie helfen können, typische Nebenwirkungen von Krebstherapien wie z.B. 

  • das Fatigue-Syndrom – ein schweres Erschöpfungssyndrom –
  • Neuropathien -Empfindungsstörungen in Händen und Füßen –
  • Lymphödeme – einen Stau der Lymphflüssigkeit –
  • Ängste und Depressionen
  • Schlafstörungen

und vieles mehr besser in den Griff zu bekommen.

Besonders bei den Langzeitüberlebenden, den sogenannten Cancer Survivors, also den Menschen, die wieder gesund geworden sind, spielt das Nebenwirkungsmanagement mit Yoga eine entscheidende Rolle. Wo es aus medizinischer Sicht oft keine Lösung gibt, macht Yoga weiter.

War es vor 10 Jahren noch eine ungewöhnliche Idee, Yoga begleitend bei Krebs zu praktizieren, so zeigen heute wissenschaftliche Untersuchungen, wie wirksam dies tatsächlich ist. 

In medizinischen Leitlinien für die Krebstherapie wird behandelnden Ärzten heute geraten, Ihren PatientInnen Yoga zu empfehlen. Und auch auf dem Deutschen Krebskongress im Februar 2024 in Berlin wurden viele neue Studien vorgestellt und die Forschung hat die positive Wirkung von Yoga eindeutig bestätigt.

Für das Fatigue-Syndrom wird Yoga sogar als die wirksamste Methode bezeichnet, die uns heute zur Verfügung steht!

Zurückzuführen ist die u.a. auf den ganzheitlichen Ansatz. Eine Krebserkrankung betrifft niemals nur den Körper allein. Auch der Fluss unserer Lebensenergie, Prana, sowie Geist und Seele spielen eine große Rolle, sowohl bei der Entstehung als auch bei der Bewältigung der Erkrankung.


Die Kraft des Geistes

Im Yoga betrachten wir den Menschen als Ganzes und begleiten ihn auf vielen verschiedenen Ebenen. 

Neben den Möglichkeiten, die Yoga körperlich bietet, können wir Yogalehrende vor allem auf tieferen Ebenen unterstützen. Körper, Geist und Seele sind untrennbar miteinander verbunden. Eine liebevolle, aufrichtende und Kraft schenkende Yogapraxis und die bewusste Arbeit mit inneren Bildern und Meditationen verändert auch die Gedankenwelt unserer Yogaschüler. Sie lässt sie wieder mehr Hoffnung spüren und schenkt Zuversicht für den weiteren Weg.

Wenn wir die Qualität unserer Gedankenwelt mit Yoga und Meditation positiv beeinflussen, kann dies auch Auswirkungen auf den Verlauf einer Erkrankung und die Prognose haben, wie schon Studien in den 70er Jahren gezeigt haben.

Unsere Erfahrungen aus den letzten 10 Jahren in der Begleitung von Menschen mit den unterschiedlichsten Krebserkrankungen bestätigen dies immer wieder, und auch die Yogalehrenden unserer Yoga und Krebs Community erhalten wunderbare Feedbacks zu ihrer Arbeit.

Die unglaubliche Stärke von Yoga liegt auch darin, dass schon kleine Übungen große Veränderungen möglich machen. So können Asanas oder gezieltes Pranayama auch für wenige Minuten am Tag geübt werden und gezielt genutzt werden. Wer eine schwierige Zeit zu bewältigen hat, lernt in der Yogastunde, wie er gut in sich hinein spüren kann und welche Übung ihm hilft sich besser zu fühlen. So können Atemübungen helfen, ruhig und gelassen in wichtige Gespräche und Untersuchungen zu gehen, oder wieder mehr Energie zu gewinnen, wenn dunkle Stimmungen den Alltag erschweren.

Yoga ist daher vor allem ein wunderbarer Weg der Selbstwirksamkeit während einer Krebserkrankung! Wer lernt, wie er zu seinem eigenen Wohlbefinden beitragen und den Genesungsprozess aktiv mitgestalten kann, kommt aus der Hilflosigkeit und Ohnmacht in die Macht!

Wissen für Yogalehrende

Um Menschen mit einer Krebserfahrung mit Yoga und Meditation zu begleiten, ist ein fundiertes Hintergrundwissen über die Erkrankung, ihre Therapien und Begleiterscheinungen unerlässlich.

Eine Yogalehrer-Ausbildung – und sei sie auch noch so gut – ist in diesem Fall nicht genug. Die kompetente Begleitung von Krebserfahrenen erfordert ein Verständnis der jeweiligen Situation, ein tiefes Wissen über moderne Therapien, Therapiestadien, den Weg durch die Erkrankung und auch danach. Nur so wird echte Empathie und kompetente Hilfe möglich.

Übungen die gesunde Menschen als angenehm und entspannend empfinden, sind während einer Krebserkrankung für viele Menschen nicht machbar geschweige denn angenehm, wie z.B. die Kindsposition. Nicht jedes Pranayama ist geeignet und einige Asanas können sogar Schaden anrichten.

Vielleicht hast auch du schon Yogaschüler in deinen Kursen gehabt, die dir von ihrer Krebserkrankung berichtet haben oder nach einem geeigneten Angebot gefragt haben. 

So, wie du auch in deiner Yogalehrerausbildung lernst, mit Bandscheibenvorfällen oder Bluthochdruck richtig umzugehen und die Yogapraxis darauf auszurichten, so kannst du dich auch auf den Umgang mit einer Krebserkrankung spezialisieren.

Eine fundierte ‚Yoga und Krebs‘ Ausbildung hilft, sich im Unterrichten von Menschen mit einer Krebserfahrung sicher zu fühlen und Yogastunden anzuleiten, die wirklich hilfreich sind! Dies kann in nur ein oder zwei Tagen nicht vermittelt werden – daher tauchen wir in unseren Ausbildungen fünf Tage intensiv in dieses Thema ein und nehmen dich mit auf eine sehr spannende Reise vom Außen ins Innen.

Und dies geht weit über das Erlernen von Do’s and Dont’s hinaus: es ermöglicht, die Menschen auf allen Kosha-Ebenen, den Ebenen unseres Bewusstseins, zu begleiten!


Der Weg der Seele

Durch Yoga lernen wir unsere eigenen Bedürfnisse wieder besser wahrzunehmen. In unserer schnellen Yang-lastigen Welt, in der wir ständig im Außen gefordert sind, ermöglicht uns eine bewusste Yogapraxis, wieder in unsere ruhige Yin Energie einzutauchen, Selbstheilungskräfte zu aktivieren, und unsere Emotionen wieder frei fließen zu lassen.

Der freie Fluss von Gefühlen hilft, Blockaden zu lösen, den Prana-Fluss anzuregen und ein emotionales Ungleichgewicht auszugleichen, wodurch langfristig die Entstehung von körperlichen Imbalancen und Krankheiten entgegengewirkt wird.

Gezielte Chakrenarbeit im Yoga hilft uns, einzelne Lebensbereiche genauer zu betrachten, zu stärken und die Energie wieder frei fließen zu lassen.

Eine Lebenskrise birgt auch immer die Chance, das eigene Leben noch einmal auf den Prüfstand zu stellen. Wie habe ich bisher gelebt? Wie möchte ich weitermachen? Was nährt mich und was ist wirklich wichtig? 

Fragen wie diese helfen uns, unseren tiefsten Wünschen auf die Spur zu kommen und dann den Weg, den sich unsere Seele wünscht, zu erkennen.

Eine Krebserkrankung ist daher auch immer ein Weg der Transformation! Diesen Weg zu begleiten, Vertrauen ins Leben und den Mut für Veränderungen zu schenken, ist eine wundervolle und erfüllende Arbeit als YogalehrerIn!

Viele der tausenden von Menschen mit einer Krebserfahrung, die wir mit unserer Community in den letzten 10 Jahren begleiten durften, sind diesen Weg gegangen. Für sie ist Yoga ein fester Anker im Leben – während der akuten Erkrankung, aber auch noch viele Jahre danach.

Wenn andere Angebot fehlen, nach Abschluss der akuten Therapien und in der Nachsorge, ist die wöchentliche Yogastunde für viele Krebserfahrene und auch ihre Angehörigen eine wertvolle Zeit um gut für sich selbst zu sorgen, in die eigene Kraft zu kommen und zur eigenen Gesundheit beizutragen. Denn nach der Erkrankung geht es darum gesund zu bleiben, das Immunsystem zu stärken und ein erneutes Auftreten der Erkrankung zu vermeiden. Yoga ist daher auch ein kraftvoller Weg der Prävention.

Die Gemeinschaft unter Gleichgesinnten im geschützten Raum – die Sangha – ist gerade bei einer Krebserkrankung ganz besonders wertvoll und ein echtes Geschenk, das wir als Yogalehrende geben können.


Netzwerk ‚lasstunswasbewegen‘

Viele hundert Yogalehrende in Deutschland, Österreich und der Schweiz engagieren sich inzwischen in Yogastudios, Praxen und Kliniken für ‚Yoga und Krebs‘ und tragen mit viel Liebe und Herzblut dazu bei, dass Yoga ein selbstverständlicher Teil der Krebstherapie wird, damit Menschen, die in dieser Lebensphase sind, nicht nur körperlich begleitet werden, sondern auf allen Ebenen, die uns als Mensch ausmachen.

Um in der Medizin als komplementärmedizinisches, d.h. begleitendes Verfahren einen festen Platz zu bekommen, ist es notwendig, Yoga fundiert und mit viel Wissen zu unterrichten. 

Die DGYO – Deutsche Gesellschaft für Yoga in der integrativen Onkologie e.V. – hat es sich zur Aufgabe gemacht, in der Medizin darüber aufzuklären, was mit Yoga möglich ist, und Therapeuten eine verlässliche Orientierung zu bieten, wo geeignete Angebote zu finden sind. 

Sie setzt sich ebenfalls dafür ein, Qualitätsstandards für die Weiterbildung von Yogalehrenden zu setzen. 

Diese von unserem Netzwerk gegründete gemeinnützige Gesellschaft ist auch Unterstützer der ‚Nationalen Dekade gegen Krebs‘ – einer Initiative des Bundesministeriums für Forschung und Bildung, die die Versorgung von Krebserfahrenen und die Prävention verbessern wird. 

Engagiere auch du dich mit uns für dieses so wichtige Thema der Zukunft. In dieser neuen Zeit, die nun begonnen hat, dem Zeitalter des Bewusstseins, öffnet sich auch die Medizin immer mehr einer ganzheitlichen Begleitung. Du kannst ein Teil des Ganzen sein und mit deiner Leidenschaft für Yoga zeigen, wie Menschen den Weg ihrer Seele gehen können!

Denn so wird ‚ganz‘ sein, wieder ‚heil‘ sein möglich!

Mein Team und ich würden uns sehr freuen dich in unserer Ausbildung und unserer Community begrüßen zu können!

Eure Gaby Nele Kammler


Weitere Infos, wo ausgebildete Yoga und Krebs TrainerInnen Kurse und Einzelstunden anbieten, sowie zu unseren Workshops und Weiterbildungen auf:

www.yoga-und-krebs.de

Weiterführende medizinische Infos:
www.dgyo.de

Link zu unserem YouTube Kanal und kostenlosen Übungsvideos:
https://www.youtube.com/channel/UC4vqgYlX2kbvn-f9KyBsWvg

Nach oben scrollen