Ich freue mich, dass du Lust hast in das Thema Freiheit einzutauchen. In den letzten Jahren hat mich das Thema frei sein wollen sehr beschäftigt & daher habe ich auch einige Erkenntnisse dazu gesammelt.
Angefangen hat alles damit, dass mir mein Leben zu eng vorkam. Ich hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Sowohl meine Beziehung, mein Job, als auch meine sonstigen Verpflichtungen engten mich einfach nur noch ein. Das war zumindest mein damaliger Blickwinkel. Ich wollte ausbrechen & alles hinter mir lassen, was das Gefühl der Unfreiheit in mir auslöste.
Also machte ich mich auf den Weg.
Wenn wir von dem Wort Freiheit sprechen, dann haben wir meistens schon eine gewisse Vorstellung davon in unserem Kopf, was es für uns bedeutet.
Ist es die Freiheit tun und lassen zu können, was wir wollen?
Oder bedeutet Freiheit sich alles leisten zu können, was wir uns wünschen?
Vielleicht bedeutet Freiheit noch viel mehr als das.
Das Wort Freiheit wird in der Persönlichkeitsentwicklung inflationär benutzt und doch hat es meistens etwas mit einem Zustand zu tun, in welchem wir am Streben sind und uns trotzdem nicht wirklich frei fühlen. Am Streben nach Äußerem Besitz, nach einer glücklichen Beziehung, nach einem Zustand, welchen wir in der Meditation erreichen wollen… Die Bandbreite ist lang.
Und doch steckt, wenn wir einmal tiefer schauen, das Gefühl nach vollkommender Zufriedenheit hinter dem Wunsch nach Freiheit. Wir wünschen uns Frieden im Innen, Erfüllung und Einklang.
Ich selbst bin auch auf der Reise und einige Etappen liegen bereits hinter mir, welche ich ein wenig mit dir teilen möchte. Vielleicht findest du dich darin an der ein oder anderen Stelle wieder und erkennst etwas für dich, was dir dabei hilft, noch mehr Freiheit in deiner Brust zu spüren.
Meinen Innenwelt sperrte mich ein.
Als meine Reise der Persönlichkeitsentwicklung begonnen hat, fühlte sich alles in mir eingesperrt an. Ich hatte das Gefühl nicht mehr frei atmen zu können und mich von mir selbst so sehr entfernt zu haben, dass ich mehr für andere funktionierte als für mich selbst. Mein Wunsch, mich wieder leicht, unbeschwert und frei zu fühlen, war sehr groß. Ich probierte mich aus und versuchte durch verschiedene Dinge im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung eine Lösung zu finden. Sei es durch Therapien, Energiearbeit, Heilreisen in die Vergangenheit oder andere Möglichkeiten, die in der aktuellen Zeit so schnell greifbar für uns sind.
Meine Beobachtung rückwirkend ist, dass ich die Lösung im Außen gesucht habe. Vor meinem Prozess des Erwachens und währenddessen. Es änderte sich lediglich der Deckmantel. Früher suchte ich die Freiheit stark in einem Job, meinen Freunden, einer Beziehung, tollen Reisen oder einem anderen äußeren Status. Während der Reise suchte ich plötzlich die Lösung bei Heilern oder in Tools, die mir erklären, wer ich bin oder wo ich mir noch selbst im Weg stehe. All das hat mich auf der mentalen Ebene viel verstehen lassen. Ich begriff viele Zusammenhänge, warum bin ich so, wie ich bin? Was triggert mich? Warum reagiere ich in manchen Situationen verletzlich? Doch die innere Freiheit stellte sich nicht ein. Zumindest nicht langfristig. Ich blieb auf der Suche.
Jedes Mal, wenn sich ein Thema zeigte oder ich Gefühle der Unruhe in mir spürte, dachte ich, noch etwas in mir lösen zu müssen. Für mich war klar, dass alles in mir entsteht, was sich im Außen zeigt. Ich suchte und suchte, dass ich mich irgendwann anfing mit der „Sucherin“ zu identifizieren. Es machte mir Spaß immer tiefer zu erfahren, wer ich „wirklich“ bin.
Doch was suchte ich da eigentlich und war ich auch bereit zu finden?
Ich glaubte lange, dass ich mich aus meinem alten Leben rausgeschält hatte. Ich dachte in der Zwischenzeit ein Leben nach meinen Vorstellungen zu leben und nicht eines, wie andere es sich für mich vorstellten. Aber hatte ich es wirklich geschafft, diese Rolle hinter mir zu lassen oder ist es nur ein neuer Deckmantel, den ich mir eine Zeit lang umgehängt habe? Dieses neue Gewand sieht dann vielleicht anders / „besser“ / „gesünder“ aus, aber ist er es wirklich?
Wir alle sind stark durch unsere Leistungsgesellschaft geprägt und auch wenn wir auf unserer Reise immer mehr den gesellschaftlich „normalen Weg“ verlassen, ist die Frage, ob wir tatsächlich etwas in uns selbst verändert haben oder ob sich lediglich das Kleid verändert, was wir jetzt tragen.
Der Leistungsmodus in der Persönlichkeitsentwicklung
Ich selbst habe den Leistungsmodus sehr stark auf meinem spirituellen Weg gelebt, in dem ich gar nicht aufhören konnte zu forschen oder mir selbst Regeln bei Praktiken auferlegte. Doch machte mich das wirklich frei? Um ehrlich zu sein, nein. Ich habe mich damals immer wieder in neue Konzepte, Rollenbilder oder in einen mir selbst auferlegten Käfig gesperrt. Ab und zu passiert mir das auch heute noch. Puuh. Das ist manchmal sehr ermüdend. Statt innerer Freiheit fühlte ich mich während der Suche ganz oft so erschöpft, dass ich dachte, ein „Burnout der Persönlichkeitsentwicklung“ zu haben. Es stellte sich keine Stille und kein Frieden ein, ganz egal wie viel ich über mich wusste oder wie viele spannende Techniken ich lernte. Es ist ein Paradox, dass ich das Gefühl von Freiheit mehr über das “tun” als über das “sein” erreichen wollte. Allein, dass ich einen Zustand erreichen wollte, machte mich unfrei.
Irgendwann kam ich an den Punkt, dass ich begriff, dass es ein Fass ohne Boden ist. Du kannst noch so viel in deiner Vergangenheit aufräumen, es wird sich immer wieder etwas Neues zeigen. Es wird sogar noch intensiver, denn umso mehr du deine Aufmerksamkeit auf deine Vergangenheit richtest, umso mehr zeigen sich dann auch vergangene Themen.
Eine nie endende Spirale, die uns immer in Bewegung hält. Diese Spirale hilft uns nicht wirklich in der Gegenwart anzukommen & somit Freude & Vollkommenheit zu spüren. Dabei ist die Gegenwart der einzige Zustand, den es je geben wird und in welcher unsere Energie Einfluss auf unsere Realität hat.
Die Frage ist doch: Wann haben wir gefunden, was wir suchen?
Wann ist es so weit, dass wir unser Leben wieder genießen und im hier und jetzt ankommen? Braucht es dafür noch einen Kurs oder ist es vielleicht einfach eine bewusste Entscheidung?
Die Entscheidung, dass ich nicht die Vergangenheit bin und auch nicht die Zukunft sein werde. Die Entscheidung, dass das – Jetzt – die Vollkommenheit immer enthält und ich keine Erlaubnis dafür brauche, die Gegenwärtigkeit in seiner Ganzheit wahrzunehmen. Wer sagt, dass Freiheit nicht in den größten Tiefen vorhanden ist und ich erst etwas aufräumen “muss”, um diese zu spüren? Vielleicht geht es ja genau darum, die Freiheit zu haben, jedes Gefühl & jede Situation da sein lassen zu können & in uns selbst anzunehmen. Oft ist es so viel leichter, als wir es uns selbst erzählen. Die Frage ist, welcher Anteil in uns es braucht, weiterhin auf der Suche zu sein.
Du glaubst gar nicht, wie viel Kraft & Energie ich zurückbekommen habe, seitdem ich versuche der Vergangenheit und der Zukunft nicht mehr so viel Bedeutung zu schenken. Warum? Weil ich meine Energie nicht mehr aufteile. In den letzten Jahren habe ich zwar immer versucht im jetzigen Moment zu leben und doch habe ich meine Aufmerksamkeit zu 1/3 in die Vergangenheit gesteckt, indem ich alte Themen aufgeräumt habe oder zu 1/3 in die Zukunft gestrebt, auf welche ich Einfluss nehmen wollte. Das heißt, dass mir für den gegenwärtigen Moment nur noch 1/3 übrigblieben.
Ich war mit meinen Gedanken und Zuständen mehr dort unterwegs, wo ich gar nichts beeinflussen konnte.
Das war erstmal hart, denn ich durfte somit wieder ein von mir erschaffenes Bild loslassen, und zwar das der Sucherin, welches impliziert war mich nicht heile & ganz zu fühlen.
Seitdem ich das erkannt habe, versuche ich meine Aufmerksamkeit im jetzt zu halten. Stell dir vor, wenn alles Energie ist und Energie unsere Realität manifestieren lässt, was sich in unserem Leben zeigt, wenn wir plötzlich nicht nur 1/3 sondern wieder die vollkommende Aufmerksamkeit in der Gegenwart haben.
Seitdem ich diesen Weg gehe, habe ich das Gefühl, dass sich mein Selbst immer mehr verkörpern kann. Ich gebe mir und meiner Seele Raum sich in diesem Leben zu entfalten und versuche sie nicht noch künstlich in der Vergangenheit zu halten. Dadurch entfaltet sich plötzlich alles viel besser, als ich es mir je hätte vorstellen können.
Unser Verstand glaubt zwar zu wissen, was richtig & gut für uns ist, doch tatsächlich weiß das Leben es viel besser. Umso mehr wir in die Hingabe kommen und nicht mehr unsere Zukunft oder Vergangenheit beeinflussen wollen, umso mehr offenbart sich eine Kraft, die uns alles schenkt, was unser Herz erfüllt.
Wir können nichts beeinflussen!
Allein der Glaube daran kostet uns ungemein viel Kraft und wir werden nie konstante Zufriedenheit in uns spüren. Denn sobald nur etwas ein kleines bisschen von unseren Vorstellungen abweicht, spüren wir Frustration & Enttäuschung in uns.
Enttäuschung ist das Ende der Täuschung. Dies impliziert bereits, dass wir uns haben täuschen lassen. Von unseren eigenen Vorstellungen, Träumen und Zielen. Von den Erwartungen anderer Menschen, welche wir versucht haben zu erfüllen.
Für mich gibt es nur eine Lösung: Wir dürfen aus diesem Kreislauf ausbrechen und unser wahres Selbst erkennen. Ausbrechen aus dem Kreislauf, uns immer wieder in neue Abhängigkeiten zu begeben oder daraus, uns vorgefertigte Konzepte und Ideen über uns selbst überzustülpen.
Lasse alles los, was du glaubst zu sein & erkenne was du bist.
Love, Sarah