Die Suche des Menschen nach dem Sinn, dem Ganzen, dem Geist ist so alt wie der Mensch selbst. Sie unterscheidet den Menschen vom Tier und erhebt ihn zur Krone der Schöpfung. In dieser Suche hat der Mensch zwei Richtungen genommen. Die eine zeigt nach Außen, die andere nach Innen. Die äußere Suche mündete in die Alchemie und später in unsere Wissenschaft. Den Weg nach innen bezeichnet man als Meditation.
Während die Wissenschaften, zumindest nach dem Mittelalter, im Westen große Aufmerksamkeit und Förderung erlangten, erlangte die Suche nach innen über Jahrhunderte niemals hohen Stellenwert. Befreiung im Geist war kein Ziel. Und so wie nach der Herrschaft der Roten Khmer über Kambodscha die intellektuelle Elite vernichtet war, Ärzte und Wissenschaftler getötet oder vertrieben, so hat die Inquisition im gesamten christlichen Abendland die Meister des spirituellen Wissens verfolgt und vernichtet. Und was übrigblieb, das war aus spiritueller Sicht ähnlich aufregend wie kambodschanische Technik.
Die Verbindung durch Meditation
Will man etwas über Meditation lernen, empfiehlt es sich deshalb, auf Kulturen zu blicken, in denen dieses Wissen geschätzt und gefördert wurde. Dieser Artikel bezieht sich auf Advaita, die Lehre von der Einheit allen Seins. Advaita ist logisch. Wenn es außer Gott am Anfang nichts gab, dann muss alles, was existiert aus Gott heraus entstanden sein und ist folglich ein Teil von ihm. Nur die Illusion hält den Menschen im Glauben der individuellen Existenz. Ist die Illusion beseitigt, dann nimmt er sich selbst als Teil Gottes war. Er glaubt dabei nicht er sei Gott, sondern außer Gott existiert einfach nichts mehr.
Betrachtet man den Menschen als Wesen aus Körper, Seele und Geist (Atman), so ist die Seele das veränderbare Individuum, welches lernen und sich entwickeln kann, während der Geist das Bewusstsein stiftet. Er reflektiert Gott im Menschen und ist sein wahres Selbst. Nur im Körper erlangt die Seele Bewusstsein, weil sie nur dort mit dem Geist vereint ist. Aber anstatt sich mit dem Geist zu identifizieren, glaubt sie der Körper zu sein. Der Geist, praktisch die Augen der Seele, ist schwer zu sehen. Wer kann schon die eigenen Augen sehen. Den Geist, das wahre unsterbliche Selbst, in die Aufmerksamkeit zu bringen und zu erkennen, ist das Ziel der Meditation. Man nennt diesen Prozess Selbstverwirklichung. Einen Menschen, dem das gelingt, bezeichnet man als zu Lebzeiten befreit.
Da die meisten Religionen keine Ahnung davon haben, wie das funktionieren soll, wird die Befreiung normalerweise auf einen Zeitpunkt nach dem Leben verschoben. Auch gibt es wenig Interesse daran, Menschen zu befreien. Sie lassen sich dann nämlich nicht mehr so gut manipulieren und ausnutzen. Der ängstliche Mensch mit Schuldgefühlen ist das bessere Opfer.
Die erste Stufe der Meditation: Gedankenfreies Bewusstsein
Die erste Stufe der Meditation ist gedankenfreies Bewusstsein. Sie ist nötig, um die Realität wahrnehmen zu können, denn Realität ist unmittelbar, sie ist die Gegenwart. Ein Kind sieht die Welt in diesem Bewusstsein. Und während es sie sieht, speichert es seine subjektiven Wahrnehmungen im Gehirn ab. Man kann das mit einem Computer vergleichen, dessen Prozessor Daten auf die Festplatte abspeichert. Mit zunehmendem Alter wird nun mehr und mehr auf diese abgespeicherten Informationen zugegriffen, bis man endlich erwachsen ist. Beim Erwachsenen ist der Prozessor fortan hauptsächlich mit der eigenen Festplatte beschäftigt und ruft unentwegt subjektive Assoziationen ab. Man könnte sagen, dass das Kind die Realität sieht, aber keine Ahnung vom Leben hat. Der Erwachsene hat Ahnung vom Leben, aber er verliert den Zugang zur Realität. Hinzu kommt die Fähigkeit des Menschen, Wissen weiterzugeben. Er kann also nicht nur eigene Erfahrungen machen, sondern er kann mittels Bücher und Filmen Teile von Festplatten anderer Menschen auf die eigene kopieren. Er assoziiert danach nicht nur die eigenen subjektiven Erfahrungen, sondern auch die Erfahrungen anderer.
Im gedankenfreien Bewusstsein sieht man die Welt zwar noch subjektiv, aber man sieht sie so wie sie ist. Man sieht die Gegenwart, also den „Weg“. Der Grundsatz „Der Weg ist das Ziel“ ist bei uns bekannter unter „Ihr sollt sein wie die Kinder“. In ihrem Wesen sind diese Aussagen identisch.
Der Heilige Geist I Die Kundalini
Hat man die erste Stufe der Meditation erreicht, dann muss der Heilige Geist – in Asien bekannt als Kundalini – im Menschen erweckt werden. Diese Erweckung folgt entweder spontan – wie z.B. bei Heinrich Böhme, Hildegard von Bingen, Mozart, Gandhi oder Novalis – oder aber man findet einen Meister, der in der Lage ist, diese Energie im Menschen zu erwecken. Nach der Erweckung dieser Energie, kann man das absolute Bewusstsein auf dem zentralen Nervensystem fühlen. Es manifestiert sich wie ein frischer Hauch, weshalb es auch als Atem Gottes bezeichnet wird.
Ob man dieses Bewusstsein Gott, Allah, Krishna, Manitu oder atheistisch „Absolutes Bewusstsein“ nennt, scheint diesem Wesen egal zu sein. Man kann es sich vorstellen wie die Sonne. Die Sonne scheint, egal, ob man sie der, die oder das Sonne nennt. Und sie scheint auf alle gleich, egal ob sie die Sonne lieben oder hassen. Wer die Sonne liebt, wird sich öfter in der Sonne aufhalten und ihre Wärme genießen, wer sie nicht mag, wird den Schatten suchen. Der Sonne ist das egal.
Die Wahrnehmung dieses absoluten Bewusstseins ist nur deshalb möglich, weil man es in sich trägt. Es reflektiert sich im Atman, also im Selbst. Ohne die Erkenntnis des Selbst ist keine Erkenntnis Gottes möglich. Das Selbst reflektiert dieses Bewusstsein mit Hilfe der Kundalini in unser Gehirn. So wie das gewöhnliche Licht das Wissen um die äußeren Formen in unsere Augen trägt, so trägt der Heilige Geist das Wissen um das Wesen der Dinge in unser limbisches System im Gehirn.
Die zweite Stufe der Meditation – Das absolute Bewusstsein
In der 2. Stufe der Meditation richtet man seine Aufmerksamkeit nun mehr und mehr auf dieses absolute Bewusstsein und versucht, es möglichst gut zu reflektieren. Man versucht also, dieser Energie ergeben zu sein. Ergebenheit (arab.: Islam), so wurde berichtet, ist die höchste Religion. Je mehr man sich diesem Wesen ergibt, desto spontaner, intuitiver und freier wird man. Das Absolute beginnt durch den Menschen zu wirken. Und diese Wirkung zeigt sich in den Eigenschaften des Absoluten, in Liebe und Barmherzigkeit.
Barmherzigkeit ist nicht Mitleid. Es ist die Fähigkeit, andere zu spüren und zu durchdringen. Der Barmherzige leidet nicht nur mit anderen, er freut sich vor allem mit ihnen. Wer einmal gesehen hat, wie Kinder, allein vom Beobachten einer schönen Situation, vor Freude zu hüpfen beginnen, der weiß, was Barmherzigkeit ist. Wenn der Barmherzige Gutes tut, dann nicht einfach, weil er mitleidet. Er spürt die Freude dessen, dem geholfen wird. Barmherzigkeit führt also zu mehr Genuss, nicht zu mehr Leid. Unser Spaß am Happy End ist unserer Barmherzigkeit geschuldet.
Mit dieser erleuchteten Aufmerksamkeit, deren Kern Barmherzigkeit ist, spürt man das Wesen aller Dinge. Man spürt es in sich, als ob es ein Teil von einem Selbst wäre. Die Grenzen zwischen innen und außen verschwimmen und man wird eins mit dem Ganzen. Der Tropfen fällt ins Meer. Dabei verschwindet er nicht, er wird nur eins mit etwas viel Größerem. Und dieses größere ist absolute Glückseligkeit, absolutes Bewusstsein und absolute Wahrheit. Die Eigenheit der Dinge verschwindet und wird als Illusion erkannt. Alles ist Gott. Der Mensch ist zu Lebzeiten befreit.
Sahaja Yoga Meditation
Es gibt zahlreiche Meditationstechniken. Sahaja Yoga Meditation* ist vermutlich die einfachste unter ihnen, weil bereits während der ersten Stufe der Meditation die Kundalini im Menschen erweckt wird. Mit Hilfe dieser Energie kann man, schon lange bevor das gedankenfreie Bewusstsein vollständig etabliert ist, das Atman kurzzeitig erfahren. Das beschleunigt den Prozess der inneren Entwicklung und ermöglicht es dem Praktizierenden frühzeitig, erste Erfahrungen mit dem Absoluten zu machen.
*Sahaja Yoga bedeutet „spontanes Yoga“ oder beschreibt die angeborene Fähigkeit bei Kontakt mit einem erleuchteten Meister, spontan in den tiefen Zustand der Meditation zu gehen.
Die passenden Techniken findest du auf: www.nirmalayoga.de
Dieser Artikel wurde verfasst von Herbert Angermann, der bereits 1991 mit der spirituellen Persönlichkeit Sri Mataji Nirmala Devi in Kontakt kam und seine spontane Erweckung damals von ihr direkt erfahren durfte. Seine Erkenntnisse hat er in einem Buch verarbeitet:
Du hast Interesse an dem Buch, dann schau gerne hier vorbei:
Amazon: https://www.amazon.de/Das-kleine-Handbuch-Rettung-Welt/dp/3347070798
Verlag: https://shop.tredition.com/booktitle/Das_kleine_Handbuch_zur_Rettung_der_Welt/W-1_133280